Husserl: Einfühlung

“Das Problem ist also zunächst wie ein spezielles, eben als das des Für-mich-da der Anderen gestellt, als Thema also einer transzendentalen Theorie der Fremderfahrung, der sogenannten Einfühlung. Aber es erweist sich alsbald, daß die Tragweite einer solchen Theorie sehr viel größer ist als es zunächst scheint, daß sie nämlich auch mit fundiert eine transzendentale Theorie der objektiven Welt, und zwar ganz und gar, insbesondere auch hinsichtlich der objektiven Natur. Zum Seinssinn der Welt und im besonderen der Natur als objektiver gehört ja, wie wir oben schon berührt haben, das Für-jedermann-da, als von uns stets mitgemeint, wo wir von objektiver Wirklichkeit sprechen. Zudem gehören zur Erfahrungswelt Objekte mit geistigen Prädikaten, die ihrem Ursprung und Sinn gemäß auf Subjekte, und im allgemeinen auf fremde Subjekte und deren aktiv konstituierende Intentionalität verweisen: so alle Kulturobjekte (Bücher, Werkzeuge und Werke irgendwelcher Art usw.), die dabei aber zugleich den Erfahrungssinn des Für-jedermann-da mit sich führen (scilicet für jedermann der entsprechenden Kulturgemeinschaft, wie der europäischen, eventuell enger: der französischen etc.).” (p. 124) #Husserl #Anderer #Fremderfahrung #Einfühlung

Husserl, Edmund, Cartesianische Meditationen und Pariser Vorträge; Bd. 1 (Husserliana). Dordrecht: Springer 21991.