„In dem Maße, als die durch Gegenwart »unterbrochene« Beziehung zwischen Vergangenheit und Zukunft Entscheidungen erfordert, ist auch Politik mit ihrer Funktion, die Möglichkeit kollektiv bindenden Entscheidens sicherzustellen, stärker gefragt. Und es scheint, daß die Gesellschaft sich darauf durch Ausdifferenzierung eines autonomen, selbst evolutionsfähigen politischen Systems vorbereitet hat. Wenn nun aber das Angewiesensein auf Evolution in den Systemen reflektiert und als Theorie der Systeme in die Systeme eingeführt wird, wächst auch die Einsicht in die Unprognostizierbarkeit künftiger Gegenwarten bei gleichzeitiger Angewiesenheit auf gegenwärtig zu erstellende Zukunftsprognosen. Prognosen können, und das ist ihr Vorteil, revidiert werden. Entscheidungen dagegen nicht. Prognosebasierte, erwartungsgesteuerte Entscheidungen finden sich daher erosiven Bedingungen der Selbstverunsicherung ausgesetzt. Sie können absehen, daß sie morgen von gestern sein und angesichts ihrer Folgen einer veränderten Bewertung unterliegen werden. Das Zukunftsverhältnis von Entscheidungen läßt sich somit nur noch im Begriff des Risikos fassen.“ (p. 433) #Luhmann #Vergangenheit #Zukunft #Entscheidungen #Risiko
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Luhmann, Niklas, Die Politik der Gesellschaft. Frankfurt/M.: Suhrkamp 2002.
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