“Diese Formationssysteme dürfen nicht für unbewegliche Blöcke, für statische Formen gehalten werden, die sich von außen dem Diskurs auferlegen und ein für allemal seine Merkmale und Möglichkeiten definieren würden. Es sind keine Zwänge, die ihren Ursprung in den Gedanken der Menschen oder im Spiel ihrer Repräsentationen hätten, aber es sind auch keine Determinationen, die, auf der Ebene der Institutionen oder der gesellschaftlichen Beziehungen oder der Ökonomie geformt, sich gewaltsam an der Oberfläche der Diskurse umschrieben. Diese Systeme – man hat schon mit Nachdruck darauf hingewiesen – ruhen im Diskurs selbst; oder vielmehr (da es sich nicht um seine Innerlichkeit und um das handelt, was sie enthalten kann, sondern um seine spezifische Existenz und um seine Bedingungen) an seiner Grenze, an jener Grenze, an der die spezifischen Regeln definiert werden, die ihn als solchen existieren lassen. Unter Formationssystem muß man also ein komplexes Bündel von Beziehungen verstehen, die als Regel funktionieren: Es schreibt das vor, was in einer diskursiven Praxis in Beziehung gesetzt werden mußte, damit diese sich auf dieses oder jenes Objekt bezieht, damit sie diese oder jene Äußerung zum Zuge bringt, damit sie diesen der jenen Begriff benutzt, damit sie diese oder jene Strategie organisiert. Ein Formationssystem in seiner besonderen Individualität zu definieren, heißt also, einen Diskurs oder eine Gruppe von Aussagen durch die Regelmäßigkeit einer Praxis zu charakterisieren.” (p. 108) #Foucault #Formationssystem #Diskurs #System #Grenze #Regeln #Praxis
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Foucault, Michel, Archäologie des Wissens; übersetzt von Ulrich Köppen. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1973.
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