Habermas: Das Verständigungsparadigma

Zitat

„Wenn wir für einen Augenblick das Modell verständigungsorientierten Handelns, das ich an anderem Ort entwickelt habe, voraussetzen dürfen, ist jene objektivierende Einstellung, in der sich das erkennende Subjekt auf sich selbst ebenso wie auf Entitäten in der Welt richtet, nicht länger privilegiert. Im Verständigungsparadigma ist vielmehr grundlegend die performative Einstellung von Interaktionsteilnehmern, die ihre Handlungspläne koordinieren, indem sie sich miteinander über etwas in der Welt verständigen. Indem Ego eine Sprechhandlung ausführt und Alter dazu Stellung nimmt, gehen beide eine interpersonale Beziehung ein. Diese ist durch das System der wechselseitig verschränkten Perspektiven von Sprechern, Hörern und aktuell unbeteiligten Anwesenden strukturiert. Dem entspricht auf grammatischer Ebene das System der Personalpronomina. Wer in dieses System eingeübt ist, hat gelernt, wie man in performativer Einstellung die Perspektiven der ersten, zweiten und dritten Personen jeweils übernimmt und ineinander transformiert.“ (p. 346f.) #Habermas #Verständigungsparadigma #Handlung #Sprechhandlung

Habermas, Jürgen, Der philosophische Diskurs der Moderne: Zwölf Vorlesungen. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag 1985. 450 S.