Neu :: Kurz: Das Wahre, Schöne, Gute

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“›Das Wahre, Schöne, Gute‹ bildet das Leitgestirn am kulturellen Himmel vom Ende des 18. bis über das Ende des 19. Jahrhunderts hinaus. Entstanden ist die Trias im frühen 18. Jahrhundert, initiiert durch die Rezeption der platonischen Philosophie, die Debatte um den guten Geschmack und die Erweiterung der Philosophie um die Wissenschaft der Ästhetik. Während Kant und Schiller mit kritischem Bewusstsein den Zusammenhang und die Differenz des Wahren, Schönen und Guten erforschten, stand die Trias im 19. Jahrhundert als ubiquitäre Formel für das ›Höhere‹, die bürgerliche Bildungs- und Kunstreligion. Ihre Verwendung in Goethes ›Epilog zu Schillers Glocke‹ weihte sie mit beider Namen. Daran entzündete sich eine ideologiekritische und ästhetische Polemik. Fontane sah in dieser Trias nur ein Umcouren des Geldes. Für die europäische Avantgarde seit Mitte des 19. Jahrhunderts war sie Ausdruck einer banausischen Zweckentfremdung der Kunst. Der Fall der Trias begann. Ihre Anrufung war verpönt. Einher ging aber ihr stilles Fortbestehen, wie die Kunst- und Literaturkritik und die Debatten z. B. um Adornos Satz, wonach ein Gedicht nach Auschwitz zu schreiben, barbarisch sei, oder den »Fall Esra« belegen. Es geht immer noch um die Frage, ob und wie in der Erfahrung der Kunst ästhetische mit moralischen und Wahrheitsansprüchen verbunden sind.” #Kurz #Wahre #Schöne #Gute #Ästhetik #Kant #Schiller #Goethe #Fontane #Adorno #Auschwitz

Kurz, Gerhard, Das Wahre, Schöne, Gute: Aufstieg, Fall und Fortbestehen einer Trias. Paderborn: Brill | Fink 22023. 141 S., ISBN 978-3-7705-6821-5.

Adorno: Nietzsches Nihilismus

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“Mit einer Ironie, für welche die Ohren mittlerweile zu stumpf geworden sind, be­nutzte er [Nietzsche] ihn [den Nihilismus] zur Denunziation des Gegenteils dessen, was das Wort in der Verschwörerpraxis meinte, des Christentums als der institutionalisierten Verneinung des Willens zum Leben.” (p. 370) #Adorno #Nietzsche #Nihilismus #Christentum #WilleZumLeben

Adorno, Theodor W., Negative Dialektik. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1966.

Adorno: Der Begriff Subjektivität bei Heidegger

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“Der Begriff Subjektivität schillert [bei Heidegger] nicht minder als der des Seins und ist darum beliebig auf diesen abzustimmen. Seine Mehrdeutigkeit gestattet es, Dasein einer Seinsweise des Seins gleichzusetzen und die ontologische Differenz wegzuanaly­sieren. Ontisch heißt dann Dasein kraft seiner raumzeitlichen In­dividuation, ontologisch als Logos.” (p. 129) #Adorno #Heidegger #Subjektivität #Dasein

Adorno, Theodor W., Negative Dialektik. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1966.

Adorno: Moderne Kunst

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“Der Haß auf die radikale moderne Kunst, in dem restaurativer Konservativismus und Faschismus stets noch selig zusammenklingen, rührt daher, daß sie sowohl ans Ver­säumte mahnt, wie die Fragwürdigkeit des heteronomen Struk­turideals durch ihre pure Existenz an den Tag bringt. Gesellschaft­lich ist das subjektive Bewußtsein der Menschen zu geschwächt, um die Invarianten, in die es eingekerkert ist, zu sprengen.” (p. 100) #Adorno #ModerneKunst

Adorno, Theodor W., Negative Dialektik. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1966.

Adorno: Die repressive Seite des Kritizismus

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“Das ist die repressive Seite des Kritizismus; die nachfolgenden Idealisten waren ihrer Klasse soweit voraus, wie sie dagegen aufbegehrten. Im Ursprung dessen, was noch Nietzsche als intellektuelle Redlichkeit pries, lauert der Selbsthaß des Geistes, die verinnerlichte Protestantenwut auf die Hure Vernunft.” (p. 374) #Adorno #Nietzsche #Kritizismus #Protestanten­ #Vernunft

Adorno, Theodor W., Negative Dialektik. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1966.