Husserl: Konkrete Ontologie

Zitat

“Diese universale konkrete 0ntologie (oder auch universale und konkrete Wissenschaftslehre, diese konkrete Logik des Seins) wäre also das ansich erste Wissenschaftuniversum aus absoluter Begründung. Der Ordnung nach wäre die an sich erste der philosophischen Disziplinen die solipsistisch beschränkte Egologie, die des primordinal reduzierten ego, dann erst käme die in ihr fundierte intersubjektive Phänomenologie, und zwar in einer Allgemeinheit, die zunächst die universalen Fragen behandelt, um sich dann erst in die apriorischen Wissenschaften zu verzweigen.” (p. 181) #Husserl #Wissenschaftuniversum #0ntologie #Egologie #Phänomenologie

Husserl, Edmund, Cartesianische Meditationen und Pariser Vorträge; Bd. 1 (Husserliana). Dordrecht: Springer 21991.

Husserl: Praktisches Leben

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“Das tägliche praktische Leben ist naiv, es ist ein in die vorgegebene Welt Hineinerfahren, Hineindenken, Hineinwerten, Hineinhandeln. Dabei vollziehen sich alle die intentionalen Leistungen des Erfahrens, wodurch die Dinge schlechthin da sind, anonym: der Erfahrende weiß von ihnen nichts; ebenso nichts vom leistenden Denken: die Zahlen, die prädikativen Sachverhalte, die Werte, die Zwecke, die Werke treten dank den verborgenen Leistungen auf, Glied für Glied sich aufbauend; sie sind allein im Blick.” (p. 179) #Husserl #PraktischesLeben

Husserl, Edmund, Cartesianische Meditationen und Pariser Vorträge; Bd. 1 (Husserliana). Dordrecht: Springer 21991.

Husserl: Einfühlung

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“Das Problem ist also zunächst wie ein spezielles, eben als das des Für-mich-da der Anderen gestellt, als Thema also einer transzendentalen Theorie der Fremderfahrung, der sogenannten Einfühlung. Aber es erweist sich alsbald, daß die Tragweite einer solchen Theorie sehr viel größer ist als es zunächst scheint, daß sie nämlich auch mit fundiert eine transzendentale Theorie der objektiven Welt, und zwar ganz und gar, insbesondere auch hinsichtlich der objektiven Natur. Zum Seinssinn der Welt und im besonderen der Natur als objektiver gehört ja, wie wir oben schon berührt haben, das Für-jedermann-da, als von uns stets mitgemeint, wo wir von objektiver Wirklichkeit sprechen. Zudem gehören zur Erfahrungswelt Objekte mit geistigen Prädikaten, die ihrem Ursprung und Sinn gemäß auf Subjekte, und im allgemeinen auf fremde Subjekte und deren aktiv konstituierende Intentionalität verweisen: so alle Kulturobjekte (Bücher, Werkzeuge und Werke irgendwelcher Art usw.), die dabei aber zugleich den Erfahrungssinn des Für-jedermann-da mit sich führen (scilicet für jedermann der entsprechenden Kulturgemeinschaft, wie der europäischen, eventuell enger: der französischen etc.).” (p. 124) #Husserl #Anderer #Fremderfahrung #Einfühlung

Husserl, Edmund, Cartesianische Meditationen und Pariser Vorträge; Bd. 1 (Husserliana). Dordrecht: Springer 21991.

Husserl: Evidenz

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„Evidenz im weitesten Sinne der Selbsterscheinung, des Als-es-selbst-dastehens, als eines Inne-seins eines Sachverhaltes selbst, eines Wertes selbst und dgl., das ist kein zufälliges Vorkommnis im transzendentalen Leben. Vielmehr alle Intentionalität ist entweder selbst ein Evidenzbewußtsein, das ist das cogitatum als es selbst habend, oder wesentlich und horizontmäßig auf Selbstgebung angelegt, darauf gerichtet.“ (p. 22) #Husserl #Evidenz

Husserl, Edmund, Cartesianische Meditationen und Pariser Vorträge; Bd. 1 (Husserliana). Dordrecht: Springer 21991.

Husserl: Radikalismus philosophischer Selbstverantwortlichkeit

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„Ist nicht am Ende die Trostlosigkeit unserer philosophischen Lage darauf zurückzuführen, daß die von jenen Meditationen ausstrahlenden Triebkräfte ihre ursprüngliche Lebendigkeit eingebüßt haben, und zwar eingebüßt, weil der Geist des Radikalismus philosophischer Selbstverantwortlichkeit verloren gegangen ist?“ (p. 47) #Husserl #Radikalismus #Selbstverantwortlichkeit

Husserl, Edmund, Cartesianische Meditationen und Pariser Vorträge; Bd. 1 (Husserliana). Dordrecht: Springer 21991.