Heidegger: Die Vereigentlichung

Zitat

„Diese »einsamste Einsamkeit« liegt vor und über jeder Un­terscheidung des Ich vom Du und des Ich und Du vom »Wir«, des Einzelnen von der Gemeinschaft. In dieser einsamsten Einsamkeit ist nichts von der Vereinzelung als Absonderung, es ist jene Vereinzelung, die wir als die Vereigentlichung begreifen müssen, wo der Mensch sich in seinem Selbst zu eigen wird. Das Selbst, die Eigentlichkeit ist nicht das »Ich«, es ist jenes Da­-sein, worin der Bezug des Ich zum Du und des Ich zum Wir und des Wir zum Ihr gründet, von woher diese Bezüge erst und allein bewältigt werden können und bewältigt werden müssen, wenn sie eine Kraft sein sollen. Im Selbst-sein wird zur Ent­scheidung gestellt, welches Gewicht die Dinge und Menschen haben, mit welcher Waage gewogen wird und wer der Wäger ist. Wie – wenn dir in diese einsamste Einsamkeit ein Dämon nachschliche und dich vor die ewige Wiederkunft des Gleichen stellte: »›Die ewige Sanduhr des Daseins wird immer wieder umgedreht – und du mit ihr, Stäubchen vom Staube!‹«“ (I, p. 244) #Heidegger #Vereigentlichung #Einsamkeit #Selbst

Heidegger, Martin, Nietzsche, 2 Bde.. Stuttgart: Neske 61998.