„In der Moderne verwandeln sich also das religiöse Leben, Staat und Gesellschaft, sowie Wissenschaft, Moral und Kunst in ebensoviele Verkörperungen des Prinzips der Subjektivität. Deren Struktur wird als solche erfaßt in der Philosophie, nämlich als abstrakte Subjektivität in Descartes ›Cogito ergo sum‹, in der Gestalt des absoluten Selbstbewußtseins bei Kant. Es handelt sich um die Struktur der Selbstbeziehung des erkennenden Subjekts, das sich auf sich als Objekt zurückbeugt, um sich wie in einem Spiegelbild — eben »spekulativ« – zu ergreifen. Kant legt diesen reflexionsphilosophischen Ansatz seinen drei »Kritiken« zugrunde. Er setzt die Vernunft als den obersten Gerichtshof ein, vor dem sich rechtfertigen muß, was überhaupt auf Gültigkeit Anspruch erhebt.“ (p. 29) #Habermas #Subjektivität #Descartes #Kant #Vernunft
Archiv der Kategorie: Kritische Theorie
Habermas: Der Protestantismus
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„Der Protestantismus hat nicht nur die bald einsetzenden Reformen der katholischen Kirche angestoßen, sondern allgemein eine den modernen Lebensbedingungen angepasste, nämlich reflektierte Form des religiösen Bewusstseins geprägt. In der Wendezeit der Reformation zeigt sich besonders deutlich, dass die theologischen Diskurse selbst zur treibenden Kraft im Prozess der Säkularisierung geworden sind. Die nichtintendierten Folgen der theologischen Verarbeitung gesellschaftlicher Veränderungen und Lernprozesse erklärt, warum protestantische Motive – trotz der ursprünglichen Frontstellung gegen die Philosophie – auch in diese eindringen. Ironischerweise stößt gerade die theozentrische Lehre von der bedingungslosen Auslieferung des menschlichen Schicksals an Gottes undurchschaubares Erbarmen mit der entschlossenen Emanzipation des Glaubens von aller Metaphysik das Tor zu einer anthropozentrischen Wende der Philosophie auf – und wird damit zum Bahnbrecher nachmetaphysischen Denkens. In gewisser Weise beendet der Protestantismus das »Zeitalter des Weltbildes«.“ (II, p. 13f.) #Habermas #Protestantismus
Adorno: Leben
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„Leben wird nach dem ganz Abstrakten und dem ganz Konkreten polarisiert, während es einzig in der Spannung dazwischen wäre; beide Pole sind gleich verdinglicht, und selbst was vom spontanen Subjekt erübrigt, die reine Apperzeption, hört durch ihre Ablösung von jedem lebendigen Ich, als Kantisches Ich denke, auf, Subjekt zu sein und wird in ihrer verselbständigten Logizität von der allherrschenden Starre überzogen.“ (p. 96) #Adorno #Leben
Adorno: Das transzendentale Subjekt und die Wahrheit
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„Als äußerster Grenzfall von Ideologie rückt das transzendentale Subjekt dicht an die Wahrheit. Die transzendentale Allgemeinheit ist keine bloße narzißtische Selbsterhöhung des Ichs, nicht die Hybris seiner Autonomie, sondern hat ihre Realität an der durchs Äquivalenzprinzip sich durchsetzenden und verewigenden Herrschaft.“ (p. 178) #Adorno #Ideologie #Subjekt #Wahrheit #Ich
Adorno: Jargon der Eigentlichkeit
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„In Deutschland wird ein Jargon der Eigentlichkeit gesprochen, mehr noch geschrieben, Kennmarke vergesellschafteten Erwähltseins, edel und anheimelnd in eins; Untersprache als Obersprache.“ (p. 5f.) #Adorno #JargonderEigentlichkeit #Deutschland