„Das Bedenken der Vermenschung, so handgreiflich nahe es liegt und so grob es von jedermann leicht gehandhabt werden kann, bleibt hinfällig und grundlos, solange es sich nicht selbst in das Fragen der Frage zurückgestellt hat, wer der Mensch sei, der Frage, die nicht einmal gefragt, geschweige denn beantwortet werden kann ohne die Frage, was das Seiende im Ganzen sei.“ (I, p. 326) #Heidegger #Mensch #Seiendes
Archiv der Kategorie: Existentialismus
Heidegger: Chaos
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„Chaos ist der Name für einen eigentümlichen Vorentwurf der Welt im Ganzen und ihres Waltens. Wieder scheint es, und hier am stärksten, daß ein schrankenloses »biologisches« Denken am Werk sei, das die Welt gleichsam einen ins Riesenhafte hinaufgesteigerten »Leib« vorstellt, dessen Leiben und Leben das Seiende im Ganzen ausmacht und somit das Sein als ein »Werden« erscheinen läßt. Nietzsche spricht es in seiner späteren Zeit oft genug aus, daß der Leib zum Leitfaden nicht nur der Menschen-, sondern der Weltbetrachtung gemacht werden müsse: der Weltentwurf aus dem Standort des Tieres und der Tierheit. Hier ist die Grunderfahrung der Welt als »Chaos« verwurzelt. Sofern aber der Leib für Nietzsche ein Herrschaftsgebilde ist, kann »Chaos« nicht das wüste Durcheinander meinen, sondern die Verborgenheit des unbewältigten Reichtums des Werdens und Strömens der Welt im Ganzen. Der überall naheliegende Verdacht auf einen Biologismus scheint dadurch seine eindeutige und volle Bestätigung zu finden.“ (I, p. 510) #Heidegger #Nietzsche #Chaos #Leib
Heidegger: Chaos und Kunst
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„»Chaos«, die Welt als Chaos, besagt: das Seiende im Ganzen relativ auf den Leib und sein Leiben entworfen. In dieser Grundlegung des Weltentwurfes ist alles Entscheidende eingeschlossen, also für das Denken, das als Umwertung aller Werte eine neue Wertsetzung anstrebt, auch die Ansetzung des höchsten Wertes. Dieser ist, wenn die Wahrheit nicht der höchste Wert sein kann, noch über der Wahrheit, d. h. im Sinne des überlieferten Wahrheitsbegriffes: näher und gemäßer dem eigentlich Seienden, d. h. dem Werdenden. Der höchste Wert ist im Unterschied zur Erkenntnis und Wahrheit – die Kunst. Sie schreibt nicht das Vorhandene ab und erklärt es nicht aus Vorhandenem, sondern die Kunst verklärt das Leben, rückt es in höhere, noch ungelebte Möglichkeiten, die nicht »über« dem Leben schweben, die es vielmehr aus ihm selbst neu erwecken in sein Waches, denn »Nur durch den zauber bleibt das leben wach.« (Stefan George, »Das Neue Reich«, S. 75)“ (I, p. 511) #Heidegger #Chaos #Kunst #Weltentwurf
Sartre: Des images affectives
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„La douleur est là, objective et transcendante, mais il lui manque l’existence concrète. Il vaudrait mieux appeler ces significations sans matière des images affectives“. (p. 371) #Sartre #ImagesAffectives
Heidegger: Sprache und Ereignis
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„Wenn die Götter die Erde rufen und im Ruf eine Welt widerhallt und so der Ruf anklingt als Da-sein des Menschen, dann ist Sprache als geschichtliches, Geschichte gründendes Wort.
Sprache und Ereignis. Aufklang der Erde, Widerklang der Welt. Streit, die ursprüngliche Bergung der Zerklüftung, weil der innigste Riß. Die offene Stelle.
Sprache, ob gesprochen oder geschwiegen, die erste und weiteste Vermenschung des Seienden. So scheint es. Aber sie gerade die ursprünglichste Entmenschung des Menschen als vorhandenes Lebewesen und »Subjekt« und alles Bisherigen. Und damit Gründung des Da-seins und der Möglichkeit der Entmenschung des Seienden.
Die Sprache gründet im Schweigen. Das Schweigen ist das verborgenste Maß-halten. Es hält das Maß, indem es die Maßstabe erst setzt. Und so ist die Sprache Maß-setzung im Innersten und Weitesten, Maß-setzung als Erwesung des Fugs und seiner Fügung (Ereignis). Und sofern die Sprache Grund des Da-seins, liegt in diesem die Maßigung und zwar als der Grund des Streites von Welt und Erde.“ (p. 510) #Heidegger #Sprache #Ereignis