Heidegger: Sein, Werden und der Wille zur Macht

Zitat

„Die »Rekapitulation« beginnt mit dem Satz: »Dem Werden den Charakter des Seins aufzuprägen – das ist der höchste Wille zur Macht.« Dies heißt nicht: das Werden als Unbeständiges – denn dies ist gemeint – durch das Seiende als das Beständige beseitigen und ersetzen; es heißt: das Werden so zum Seienden gestalten, daß es als Werdendes erhalten bleibt und Bestand hat, d.h. ist. Die Aufprägung, d.h. Umprägung des Werdenden zum Seienden ist der höchste Wille zur Macht. In diesem Umprägen kommt der Wille zur Macht in seinem We­sen am reinsten zur Geltung.” (I, p. 418) #Heidegger #Werden #Sein #Nietzsche #WilleZurMacht

Heidegger, Martin, Nietzsche, 2 Bde.. Stuttgart: Neske 61998.

Husserl: Einfühlung

Zitat

“Das Problem ist also zunächst wie ein spezielles, eben als das des Für-mich-da der Anderen gestellt, als Thema also einer transzendentalen Theorie der Fremderfahrung, der sogenannten Einfühlung. Aber es erweist sich alsbald, daß die Tragweite einer solchen Theorie sehr viel größer ist als es zunächst scheint, daß sie nämlich auch mit fundiert eine transzendentale Theorie der objektiven Welt, und zwar ganz und gar, insbesondere auch hinsichtlich der objektiven Natur. Zum Seinssinn der Welt und im besonderen der Natur als objektiver gehört ja, wie wir oben schon berührt haben, das Für-jedermann-da, als von uns stets mitgemeint, wo wir von objektiver Wirklichkeit sprechen. Zudem gehören zur Erfahrungswelt Objekte mit geistigen Prädikaten, die ihrem Ursprung und Sinn gemäß auf Subjekte, und im allgemeinen auf fremde Subjekte und deren aktiv konstituierende Intentionalität verweisen: so alle Kulturobjekte (Bücher, Werkzeuge und Werke irgendwelcher Art usw.), die dabei aber zugleich den Erfahrungssinn des Für-jedermann-da mit sich führen (scilicet für jedermann der entsprechenden Kulturgemeinschaft, wie der europäischen, eventuell enger: der französischen etc.).” (p. 124) #Husserl #Anderer #Fremderfahrung #Einfühlung

Husserl, Edmund, Cartesianische Meditationen und Pariser Vorträge; Bd. 1 (Husserliana). Dordrecht: Springer 21991.

Husserl: Evidenz

Zitat

„Evidenz im weitesten Sinne der Selbsterscheinung, des Als-es-selbst-dastehens, als eines Inne-seins eines Sachverhaltes selbst, eines Wertes selbst und dgl., das ist kein zufälliges Vorkommnis im transzendentalen Leben. Vielmehr alle Intentionalität ist entweder selbst ein Evidenzbewußtsein, das ist das cogitatum als es selbst habend, oder wesentlich und horizontmäßig auf Selbstgebung angelegt, darauf gerichtet.“ (p. 22) #Husserl #Evidenz

Husserl, Edmund, Cartesianische Meditationen und Pariser Vorträge; Bd. 1 (Husserliana). Dordrecht: Springer 21991.

Husserl: Radikalismus philosophischer Selbstverantwortlichkeit

Zitat

„Ist nicht am Ende die Trostlosigkeit unserer philosophischen Lage darauf zurückzuführen, daß die von jenen Meditationen ausstrahlenden Triebkräfte ihre ursprüngliche Lebendigkeit eingebüßt haben, und zwar eingebüßt, weil der Geist des Radikalismus philosophischer Selbstverantwortlichkeit verloren gegangen ist?“ (p. 47) #Husserl #Radikalismus #Selbstverantwortlichkeit

Husserl, Edmund, Cartesianische Meditationen und Pariser Vorträge; Bd. 1 (Husserliana). Dordrecht: Springer 21991.

Husserl: Die Horizontstruktur aller Intentionalität

Zitat

„Die H o r i z o n t s t r u k t u r aller Intentionalität schreibt also der phänomenologischen Analyse und Deskription eine total neuartige Methodik vor – eine Methodik, die überall in Aktion tritt, wo Bewußtsein und Gegenstand, wo Meinung und Sinn, reale und ideale Wirklichkeit, Möglichkeit, Notwendigkeit, Schein, Wahrheit, aber auch Erfahrung, Urteil, Evidenz usw. als Titel für transzendentale (in der Parallele für rein psychologische) Probleme auftreten und als echte Probleme des subjektiven „Ursprungs“ in Arbeit genommen werden sollen.“ (p. 86) #Husserl #Horizontstruktur #Intentionalität

Husserl, Edmund, Cartesianische Meditationen und Pariser Vorträge; Bd. 1 (Husserliana). Dordrecht: Springer 21991.