„Marcel Mauss schrieb 1923 in seinem Essay Die Gabe, er habe in den Motiven des Gabentauschs »einen der Felsen gefunden, auf denen unsere Gesellschaften ruhen«. Bis heute wirft diese These Fragen auf: Wie stiftet die Gabe Solidarität, Anerkennung und Vertrauen in vormodernen Gesellschaften? Gelingt ihr das auch in modernen Gesellschaften? Aufbauend auf einer pointierten Rezeptionsgeschichte von Mauss‘ Essay und im Dialog mit Denkern aus Philosophie, Politik- und Wirtschaftswissenschaften kommt dieses Buch zu dem Ergebnis, dass die Gabe neben Markt und Staat eine zentrale Funktion in unserer Gesellschaft hat. Darüber hinaus wird gezeigt, welche politischen Konsequenzen daraus resultieren und wie Gabeninteraktionen zur Sicherung des sozialen Gefüges genutzt werden können.“ #Frick #Mauss #Gabentausch
Archiv der Kategorie: Sozialphilosophie
Welzer: Eigenverantwortung
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„Zum Wertehorizont bürgerlicher und kleinbürgerlicher Kultur im Nachkriegsdeutschland gehörte nicht nur Sparsamkeit, sondern auch – bei aller Wertschätzung von Autoritätsverhältnissen – Eigenverantwortung. Gefasst in die markige Formulierung »für etwas geradestehen« galten Verfehlungen dann als heilbar, wenn man sich zu ihnen bekannte und zerknirscht bereit war, die Konsequenzen zu tragen: Strafe auf sich zu nehmen, einen Schaden zu beseitigen oder zu mildern usw. Das Selbstideal, für etwas geradezustehen, was man angerichtet hat, bedeutet auch, die Konsequenzen des eigenen Handelns abzuwägen und etwas nur dann zu tun, wenn man es nach Lage der Dinge verantworten kann. Es ermöglicht daher auch, Risiken einzugehen und Grenzen zu überschreiten, im Bewusstsein dessen, dass man für die Folgen solcher Überschreitung verantwortlich ist und auch sein kann. Damit hält Eigenverantwortung die Verbindung zwischen Entscheidung und Folgen aufrecht, die notwendig für achtsames Verhalten ist.“ (p. 137) #Welzer #Eigenverantwortung #Risiken
Frick: Die Gabe
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„Der Wert von Gaben lässt sich weder materiell noch universell festlegen. Die Be-Wertung setzt einen besonderen Begriff des Maßes voraus. Im Gabentausch herrscht ein Tabu der Berechnung und damit ein Tabu der Bepreisung, da der Versuch, die für den Gabentausch bedeutsamen Beziehungen mithilfe eines Preises zu bewerten oder gewisse Gabenleistungen in Form von Lohn zu vergüten, diesen Geschenken den Gabencharakter nehmen würde“. (p. 46) #Frick #Gabe
Röttgers: Die Sozio-Ontologie
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„Die Sozio-Ontologie mit ihrem Kern des Mitseins ist eine ontologische Begründung einer asubjektiven Sozialphilosophie. Die klassische, metaphysische Sozialphilosophie war immer vom Subjekt ausgegangen und war dann nicht weiter gekommen als bis zu einer Intersubjektivitätsphilosophie, einer Philosophie der Anerkennung oder gar einer individualistischen Gesellschaftsvertragstheorie, und das bis in die Spätmoderne hinein (Habermas, Honneth oder Rawls).“ (p. 315) #Röttgers #Sozio-Ontologie #Mitsein #Sozialphilosophie #Subjekt #Habermas #Honneth #Rawls
Röttgers: Menschliches Handeln
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„Menschliches Handeln, das einen problematischen Zeithorizont hat und dem damit seine eigene Kontinuität, Fortsetzbarkeit und Anschließbarkeit zum Problem wird, braucht Macht; denn Macht dient der Handlungskontinuitätssicherung. Das geschieht, indem die Realität von Handlungen (actus) zur Möglichkeit von Handlungen (potentia) modalisiert wird, handlungstheoretisch als einem Subjekt unterstellte Fähigkeiten oder systemtheoretisch als strukturierter Raum von Chancen, d.h. die Realisierungsrichtung (von der Möglichkeit zur Wirklichkeit) umgekehrt wird: von der Wirklichkeit zur Möglichkeit.“ (p. 529) #Röttgers #MenschlichesHandeln #Macht