„χάος meint anfänglich das Aufgähnende und weist in die Richtung des unabmeßbaren, stütze- und grundlosen, aufklaffenden Offenen (vgl. Hesiod, »Theogonie«, 116). Warum die Grunderfahrung, die das Wort nennt, nicht zur Herrschaft kam und nicht kommen konnte – das zu erörtern liegt außerhalb der jetzigen Aufgabe. Genug, wenn wir beachten, daß die seit langem geläufige Bedeutung des Wortes »Chaos« – und d. h. immer die durch dieses Wort geleitete Sichtweise – keine ursprüngliche ist. Das Chaotische heißt uns das Durcheinander, das Wirre, das Sichübereinanderstürzende. Chaos meint nicht nur das Ungeordnete, sondern dieses: das Wirre in der Verwirrung, das Durcheinander in der Überstürzung. Chaos in der späteren Bedeutung meint immer mit eine Art von »Bewegung«.“ (I, p. 506) #Heidegger #Chaos
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Heidegger: Der Ursprung der Werte
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„Die Kritik der bisherigen höchsten Werte ist nicht einfach eine Widerlegung derselben als unwahrer, sondern ist die Aufweisung ihres Ursprungs aus Setzungen, die gerade das bejahen müssen, was durch die angesetzten Werte verneint werden soll. Kritik der bisherigen höchsten Werte heißt daher eigentlich: Aufhellung des fragwürdigen Ursprungs der zugehörigen Wertsetzungen und somit Nachweis der Fragwürdigkeit dieser Werte selbst.“ (I, p. 23) #Heidegger #Werte #Ursprung
Heidegger: Das Erkennen ist nicht wie eine Brücke
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„Das Erkennen ist nicht wie eine Brücke, die irgendwann und nachher zwei an sich vorhandene Ufer eines Stromes verbindet, sondern ist selbst ein Strom, der strömend erst die Ufer schafft und sie ursprünglicher einanderzukehrt, als dies je eine Brücke vermag.“ (I, p. 513) #Heidegger #Erkennen #Brücke #Strom #Ufer
Heidegger: Mensch
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„Das Bedenken der Vermenschung, so handgreiflich nahe es liegt und so grob es von jedermann leicht gehandhabt werden kann, bleibt hinfällig und grundlos, solange es sich nicht selbst in das Fragen der Frage zurückgestellt hat, wer der Mensch sei, der Frage, die nicht einmal gefragt, geschweige denn beantwortet werden kann ohne die Frage, was das Seiende im Ganzen sei.“ (I, p. 326) #Heidegger #Mensch #Seiendes
Heidegger: Chaos
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„Chaos ist der Name für einen eigentümlichen Vorentwurf der Welt im Ganzen und ihres Waltens. Wieder scheint es, und hier am stärksten, daß ein schrankenloses »biologisches« Denken am Werk sei, das die Welt gleichsam einen ins Riesenhafte hinaufgesteigerten »Leib« vorstellt, dessen Leiben und Leben das Seiende im Ganzen ausmacht und somit das Sein als ein »Werden« erscheinen läßt. Nietzsche spricht es in seiner späteren Zeit oft genug aus, daß der Leib zum Leitfaden nicht nur der Menschen-, sondern der Weltbetrachtung gemacht werden müsse: der Weltentwurf aus dem Standort des Tieres und der Tierheit. Hier ist die Grunderfahrung der Welt als »Chaos« verwurzelt. Sofern aber der Leib für Nietzsche ein Herrschaftsgebilde ist, kann »Chaos« nicht das wüste Durcheinander meinen, sondern die Verborgenheit des unbewältigten Reichtums des Werdens und Strömens der Welt im Ganzen. Der überall naheliegende Verdacht auf einen Biologismus scheint dadurch seine eindeutige und volle Bestätigung zu finden.“ (I, p. 510) #Heidegger #Nietzsche #Chaos #Leib