Günther: Der Zusammenbruch des mathematisch-physikalischen Weltbildes

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„Der Zusammenbruch des mathematisch-physikalischen Weltbildes ist ebenso nachhaltig und radikal wie der der historisch-metaphysischen Weltanschauung des Idealismus. Auf beiden Seiten macht sich dieselbe geistige Anarchie breit. Dem Irrationalismus und Nihilismus der Existenzphilosophie entspricht auf mathematischer Seite der direkte Widerspruch zwischen transfiniter Mengenlehre und Intuitionismus. Dazu beginnen die physikalischen Grundvorstellungen sich aufzulösen. Für Plato und die ihm folgende klassische Naturwissenschaft stellen Materie und „leerer“ Raum eine totale Disjunktion dar. Der Raum ist das absolute Nichts (Timaios). In den quanten-theoretischen Theorien aber beginnt die scharfe Grenze zwischen Raum und materiellem Gegenstand im Raum allmählich zu verschwimmen. Analoges begibt sich zwischen Raum und Zeit. Seit Minkowski und Einstein ist es erlaubt, die Zeit als imaginäre Raumkoordinate zu behandeln. Auch nicht ein einziger der traditionellen klassischen Grundbegriffe will seine alte Gestalt behalten.“ (p. 55) #Günther #Weltbild #Existenzphilosophie #Naturwissenschaft #Raum #Zeit

Günther, Gotthard, Idee und Grundriss einer nicht-Aristotelischen Logik; herausgegeben von J. Paul: www.vordenker.de 2004.

Habermas: Weltbilder

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„Aber Weltbilder sind nicht nur konstitutiv für Verständigungprozesse, sondern auch für die Vergesellschaftung der Individuen. Weltbilder erfüllen eine identitätsbildende und -sichernde Funktion, indem sie die Individuen mit einem Kernbestand von Grundbegriffen und Grundannahmen versorgen, die nicht revidiert werden können, ohne die Identität der Einzelnen wie der sozialen Gruppen zu affizieren.“ (p. 100)

Habermas, Jürgen, Theorie des kommunikativen Handelns. Band 1: Handlungsrationalität und gesellschaftliche Rationalisierung. Frankfurt/M.: Suhrkamp 21982.

Habermas: Evolution

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„Wahrscheinlich ist die Technikgeschichte mit den großen evolutionären Schüben der Gesellschaft über die Evolution der Weltbilder verknüpft; und diese Verbindung dürfte wiederum über formale Strukturen des Denkens zu erklären sein, für deren entwicklungslogische Anordnung die kognitivistische Psychologie ein hinreichend untersuchtes ontogenetisches Modell anbietet.“ (p. 164) #Habermas #Evolution #StrukturenDesDenkens #Weltbild

Habermas, Jürgen, Zur Rekonstruktion des Historischen Materialismus. Frankfurt/M.: Suhrkamp Verlag 21976.